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Bernhard MacLaverty: Schnee in Amsterdam
Sonntag, 10. Dezember 2023 - in Rezensionen-Belletristik
Stella und Gerry sind schon lange verheiratet. Die andauernde Liebe ist auch jetzt, wo beide im Ruhestand sind, spürbar. Sie reisen nach Amsterdam, um ein paar Tage in dieser schönen Stadt zu verbringen. Stella hat Gerry nicht erzählt, dass sie einen Plan verfolgt. Sie ist schon lange nicht mehr zufrieden mit dem gemeinsamen Leben. Auch mag sie Gerrys Alkoholsucht nicht länger ignorieren.
Die Handlung wird geprägt von Erinnerungen, die auch nach Jahrzehnten nicht einfach weggewischt werden können. Viele dieser Erinnerungen verbinden, andere belasteten. Stella und Gerry haben ihre Probleme und gehen dennoch liebevoll miteinander um. Die Eigenheiten des anderen zu akzeptieren, gelingt ihnen gut, zumindest nach außen hin. Doch dass Gerry alkoholabhängig ist, belastet Stella. Sie hat es viel zu lange hingenommen und zugeschaut, wie Gerry unter Alkoholeinfluss jedes Maß verliert. Stella hält sich an ihrem Glauben fest und damit hat auch ihr Plan zu tun, der Gerry nicht mit einschließt.
Es ist ein Buch der ruhigen Töne, das berührt und ein wenig aufwühlt. Stella und Gerry erkunden gemeinsam die Stadt, haben aber auch Zeit für sich selbst, zumal Stella immer wieder eigene Wege geht, die mit ihrem Plan zu tun haben. Es ist eine Zeit des intensiven Nachdenkens für beide. Das Gedankenkarussell wird unaufhaltsam angeschoben und die Kontrolle über das, was in den Sinn kommt, geht manchmal verloren. Mir hat sehr gut gefallen, wie der Autor diese innere Zerrissenheit dargestellt hat, sodass sie spürbar wird.
Seltsam, dass die Gespräche zwischen den beiden dann so flach sind. Bestimmte Themen werden gemieden, die für die Fortsetzung der Ehe jedoch von Wichtigkeit wären. Doch dann verschiebt sich ihr Abflug. Es schneit und schneit, sodass kein Flugzeug starten kann. Es gibt kaum Ablenkung. Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt für Stella und Garry gekommen, offen miteinander zu reden ...
Rezension von Heike Rau
Bernhard MacLaverty, Schnee in Amsterdam, dtv Verlagsgesellschaft, 978-3423147705, November 2020
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